Als am 5. September 1899, also kurz vor der Jahrhundertwende, Franz Andraschko als Kaplan zum Nachfolger des schwer erkrankten Pfarrers Winter berufen wurde, konnte niemand ahnen, dass er einmal bis zu seinem Lebensende hier am Maurenzner Berg wirken würde.
Zeitzeugen, wie Frau Erika Hofmann aus Annathal, die zusammen mit ihrem Ehemann Emmanuel Hofmann zu Pfarrer Andraschko über viele Jahre ein inniges Verhältnis pflegten, berichten, dass er, seit sie denken können, oft kränklich war. Sie haben ihn als strengen, gutherzigen Menschen in Erinnerung behalten. Über weite Fußmärsche erstreckten sich oft seine Krankenbesuche, die ihm im Winter bei oft meterhohem Schnee bis an die äußerste Grenze der Belastbarkeit brachten. Für Menschen, die hilfesuchend an seine Pfarrhaustüre klopften, hatte Pfarrer Andraschko stets ein offenes Ohr. So lud er jeden Sonntag einen dieser Armen zum Mittagessen ein. Daneben ließ er regelmäßig seine Haushälterin in die Häuser dieser in Notlage lebenden Pfarrkinder gehen, um ihnen mit Kleinigkeiten zu helfen.
Dechant Franz Andraschko, der als Seelsorger aus Berufung stets das Wohl seiner Mitmenschen als Maßstab seines Handelns gesehen hatte, musste mit ansehen, wie in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen und erst recht nach dem Anschluss an das Deutsche Reich der Verfall von christlichen Werten um sich griff. Er musste stillschweigend hinnehmen, wie regimetreue Mitbürger aus der Kirche austraten, nur weil es dem neuen System genehm war und weil sie sich Vorteile in ihrem Vorwärtskommen versprachen. Und Pfarrer Franz Andraschko wird es mit Zorn und Entrüstung , vielleicht auch mit geballter Faust in der Tasche hingenommen haben, als man Christuskreuze in den Klassenzimmern abhängte und sie aus den Schulen entfernte.
Im Sommer des Jahres 1944 bekam Franz Andraschko Unterstützung von Pfarrvikar Johann Landwehr. Es war einer aus der Gruppe der sogenannten Schönstattpriester, die im Jahre 1939 aus Münster in den Böhmerwald gerufen wurden, um die Lücke aufzufüllen, die ihre tschechischen Kollegen durch ihren Rückzug ins verbleibende tschechische Staatsgebiet hinterlassen hatten.
Auch wenn Dechant Franz Andraschko nie über seine Beschwerden geklagt hatte, war zu Beginn des Jahres 1946 nicht mehr zu übersehen, dass sein Ende bald nahen würde. Man hat ihm geraten, ins Krankenhaus zu gehen, doch dazu war er nicht bereit. Er wollte daheim sterben. Vom Krankenbett aus hat er seine Betreuerin Anna Hofmann und die Gattin des Oberlehrers Gustav Keller, Antonia Keller gebeten, sie mögen doch noch in die Kapelle hinübergehen und für ihn zu beten, dass er bald erlöst werde. Am Spätnachmittag des 12. April 1946 ist Dechant Franz Andraschko friedlich eingeschlafen. Seine Ruhestätte fand er im Friedhof neben dem Portal seiner Kirche. Seine letzte Bitte war: "Nach meinem Tod soll mehr für mich gebetet, als über mich geredet werden."
Dieses Bild stammt aus der Zeit, als der junge Glasfabrikant Eduard Josef Schmid die Glashütte übernahm. Seitdem (1863) gab es eine rasante Entwicklung und Modernisierung der Fabrik. Ihre Erfolge im In- und Ausland gaben vielen Maurenzener Gemeindemitglieder Arbeit. Im Jahre 1945 wurde die Glasfabrik verstaatlicht, und innerhalb von zwei Jahren wurden die Ofen geschlossenen.
Im Jahre 1912 hält Pfarrer Franz Andraschko einen Hochzeitgottesdienst: die Trauung der Josefine Meister, einer Jüdin aus Kundratitz, mit dem Katholiken Karl Netwal. Es war eine ganz ungewöhnliche Hochzeit, die damals weit über die Grenzen der Pfarrei großes Aufsehen erregte. Besonders betroffen, ja schier verzweifelt war Josefines Vater Hermann Meister, der den "Fehltritt" seiner Tochter zeitlebens nicht überwunden hat. Im übrigen: Hermann Meister war der letzte Jude von Kundratitz, das bis zum Jahre 1848 ein jüdisches Ghetto beherbergte. Im Sommer 1942 wurde Hermann Meister verhaftet und nach einem kurzen Aufenthalt im KZ Dachau ins KZ Theresienstadt gebracht, wo er am 2. April 1943 starb. Das Foto stammt aus dem Jahr 1912.
Die leeren Kirchenbänke symbolisieren das ausgeblutete Leben dieses Ortes. Das Foto zeigt den Kirchenraum vor dem Besuch der Vandalen.
Im Vergleich zu dem Schicksal anderer Böhmerwälder Kirchen, wurde Maurenzen verschont, nicht in die Luft gesprengt. Und so thront dieses Heiligtum traurig über ein schönes, aber verlassenes Land als ein Prophet der Zeit.
In der Mitte der Kirche war eine Feuerstätte, in dem Vandalen Stücke der Kirchenmöbel verbrannten. Menschliche Knochen und Schädel wurden in Büschen und Wäldern in der ganzen Umgebung verstreut. Was wertvoll schien, war bereits von anderen gestohlen.
Maurenzen entblößt eine düstere Zeit vom Nebel der Zeit eingewickelt. Wer hätte gedacht, es würde sich ändern? Lobet Gott in der Höhe!
Fast 700 Jahre hängt im Maurenzener Kirchturm eine einzigartige gotische Glocke, die u. a. zwei Weltkriege und Plünderung der Kirche während des kommunistischen Regimes überstand. Auf dem Umkreis der Glocke kann man lesen, das sie aus dem Jahr 1329 stammt und die Namen der vier Evangelisten Markus, Matthäus, Lukas und Johannes trägt. Heute gibt es in Maurenzen wieder drei Glocken. Die zwei Neuen wurden 2003 im Auftrag des Förderkreises zur Erhaltung von St. Maurenzen e.V. in Passau gegossen.
Architekt Karl Suchy, einer der vielen ausgesiedelten Deutschen, war aktiv an der Restaurierung der Kirche und seiner Umgebung beteiligt. Er war Derjenige, der für die Bauüberwachung mitverantwortlich war und eng mit den Projektanten zusammenarbeitete. 16 Jahre lang war er Vorsitzender des Förderkreises zur Erhaltung von St. Maurenzen mit Sitz in München. Dieser vereinte Heimatvertriebene, denen es am Herzen lag, Maurenzen wieder zu einem Ort der Begegnung zu machen.
Vom Beginn der Bauarbeiten im Jahre 1991 dauerte es noch bis September 1993, bevor die renovierte Kirche neu eingeweiht werden konnte.
Unter Oberlehrer Adolf Klimsa wurde das neue Schulgebäude am 20. September 1901 durch Vikar Hirnschrot aus Bergreichenstein eingeweiht. Klimsa erwarb sich große Verdienste um die Schule und wurde 1919 neben Pfarrer Andraschko in einem Ehrengrab beerdigt. Ihm folgte Franz Benna und ab 1938 wurde Gustav Keller (auf dem Foto) der letzte Oberlehrer in Maurenzen. Er wurde 1946 in Susice inhaftiert und im gleichen Jahr ausgewiesen