PhDr. Veronika Bartová

Die Kirche St. Mauritius entstand in der Zeit der Herrschaft der Grafen von Bogen an der wichtigen Handelsstraße – dem. sog. Böhmweg, der das böhmische Gebiet mit der angrenzenden Region Bayerns sowie mit dem Donaugebiet verband. Das Donaugebiet beeinflusste neben der Freskoverzierung auch die Grundrissdisposition der Kirche in Maurenzen, die im böhmischen Raum als ganz ungewöhnlich gilt. Daneben zeigt diese Kirche, wie groß der Einfluss des Klosters in Niederalteich war, dessen Kirche dasselbe Patrozinium trägt. Ebenso wichtig war die Wirkung des Klosters in Windberg auf diesem Gebiet.

Im 11. Jh. erlebte der Raum vom Bayerischen Wald und Böhmerwald eine neue staatlich-rechtliche Entwicklung, die für die Zeit der nächsten zwei Jahrhunderten für die Beziehung zwischen Böhmen und Bayern entscheidend war. Die Grafen von Bogen schufen hier in der Zeit ihrer Herrschaft bis zum Aussterben des Geschlechts im Jahre 1242 ein bedeutendes Gebiet, das zur wichtigen Basis der Herrschaft der Wittelsbacher wurde. Die Grafen von Bogen gründeten in einem kurzen Zeitraum zwei Klöster. Unweit von ihrem Sitz in Bogen bei Straubing war es im Jahre 1100 das Benediktinerkloster Altach, später als Oberalteich genannt, im ersten Viertel des 12. Jh. folgte dann das Kloster in Windberg. Es entstand an der Stelle der ehemaligen Familienburg und spielte später eine wichtige Rolle, und zwar auch im Zusammenhang mit dem böhmischen Raum. Dank den historischen Quellen wissen wir, dass Königreich Böhmen im 12. und 13. Jh. mit den Grafen von Bogen durch Vermählungen und die gegenseitige Hilfe bei den Kämpfen verbunden war. Als das Geschlecht von Bogen 1242 mit dem Tode Albrechts IV. ausstarb, endete zugleich die Herrschaft dieser Familie im Gebiet von Sušice/Schüttenhofen. 1273 schloss der böhmische König Ottokar II. dieses Gebiet endgültig zu Böhmen an.

Die erste konkrete Erwähnung der Kirche St. Mauritius und der Ortschaft Maurenzen (Nova Civitate) ist in den schriftlichen Quellen am 4. Dezember 1360 zu finden, am 16. November 1369 wird das Patronatsrecht von Jeschek aus Tschejetitz aus Langendorf unweit von Maurenzen erwähnt, die nächste Nachricht ist vom 22. November 1380. Von Marenzen, respektive über Nova civitas im Dechanat Prachin, kann man auch in Registra decimarum papalium (Verzeichnis der päpstlichen Zehnten) lesen, wo beim Eintrag im Jahre 1369 der Betrag von 18 Groschen, beim Jahr 1384 auch 18 Groschen, bei 1399 36 Groschen und bei 1405 18 Groschen steht. Diese Ortschaft wurde wahrscheinlich im 13. Jh. im Zusammenhang mit der Goldwäscherei im naheliegenden Fluss Otava/Wottawa gegründet. An der geistlichen Verwaltung des Gebiets am Oberlauf der Otava/Wottawa beteiligte sich das Prämonstratenserkloster in Windberg und wahrscheinlich auch das Benediktinerkloster in Niederalteich. 

Die Kirche St. Mauritius ist ein einschiffiger Bau, der einen Chor, Chorturm und eine Apsis besitzt. Das ursprünglich niedrigere Langhaus hatte einen quadratischen Grundriss (darauf weist der bis heute sichtbare Riss und der Unterschied im Mauerwerk in der nördlichen und südlichen Umfangsmauer hin), die heutige Form ist länglich mit einer Flachdecke.

Ins Langhaus konnte man ursprünglich durch das Portal vom Süden eintreten. Dieser Haupteingang wurde in der Barockzeit in den bloßen Eingang zur Kapelle umgewandelt. Das Portal ist rechtwinklig abgestuft und mit den halbrunden Archivolten beendet, wobei die innere Archivolte ganz ungewöhnlich durch kleine eingeschnittene konkave Bögen mit den geraden Sockeln gegliedert wird. Ein so gestaltetes Portal ist ziemlich unüblich und man kann heutzutage nur ein paar bekannte Analogien, meistens in Südböhmen oder selten auch in anderen Gebieten Böhmens, finden. Die geografisch nächste Analogie zum Südportal der Kirche Sankt Mauritius befindet sich im Südflügel des Prämonstratenser-Klosters in Milevsko/Mühlhausen, das in den Jahren 1215-1225 entstand. In den gleichen Zeitraum kann man auch das Südportal in der Kirche St. Mauritius datieren. Weitere Analogien zu diesem Portal sind in Kvašňovice/Kwaschniowitz, Dobrš/Dobrsch, Bohumilice/Bohumielitz zu finden.

Die unlängst durchgeführte dendrochronologische Datierung der hölzernen Konstruktion im zweiten Stock des Turms zeigte, dass das verwendete Holz der Gerüstträger aus den Fichten stammt, die an der Jahreswende 1221/1222 gefällt wurden. Daraus folgt, dass der Turm der Kirche St. Mauritius um 1222 gebaut wurde und man kann dabei voraussetzten, das Presbyterium der Kirche kann auch einige Jahre früher entstanden sein. Auf Grund dieser Ergebnisse lässt sich behaupten, dass die Kirche St. Mauritius anfangs der 20. Jahre des 13. Jh. entstand. 

Die Grundrissdisposition der Kirche St. Mauritius ist im böhmischen Raum ganz außergewöhnlich und nur sehr selten zu finden. Als ein weiteres Beispiel kann die Kirche St. Nikolaus in Horní Stropnice/Strobnitz genannt werden. Wie schon erwähnt wurde, die Kirche St. Mauritius entstand unter der Herrschaft der Grafen von Bogen und deshalb sind hier die Einflüsse des Donaugebiets, die die Familie Bogen in der Umgebung von Sušice/Schüttenhofen vermittelte, erkennbar. Die geografisch nächsten Grundrissanalogien zur Kirche in Maurenzen befinden sich in Bayern. Es handelt sich um die Kirche St. Andreas in Prüfening. Es ist interessant zu erwähnen, besonders im Zusammenhang mit der Analogie der Kirchen in Prüfening und Maurenzen (die Grundrissdisposition) und mit der Wirkung der Grafen von Bogen, dass Graf Albert von Bogen und Windberg als Schutzherr und Verwalter des Klosters in Prüfening auftrat. Aufgrund der Urkunde vom 14. Januar 1123 wurde Albert von Bogen vom Bischof Otto als Schutzherr und Vogt dieses Klosters ausdrücklich genannt. Zu den weiteren Analogien zur Kirche in Maurenzen gehören die St. Jakobskirche in Neunburg vorm Wald, die Michaelskirche in Kelheim, die Kirche St. Jakobus in Trossenfurt in Unterfranken. 

Die Kirche St. Mauritius, obwohl sie in der Gotik, Barockzeit sowie im 19. Jh. hergerichtet wurde, gilt bis heute als ein bedeutender unersetzbarer Zeuge der romanischen Zeit. Es handelt sich um einen ganz besonderen Bau vom Anfang der 20. Jahre des 13. Jh., der wegen seiner Grundrissdisposition und wegen des Portals in der südlichen Wand des Langhauses als ziemlich ungewöhnlich auf dem ganzen Gebiet Böhmens bezeichnet wird.

Historie

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Trauungsbuch St. Maurenzen von  1933 - 1946  erstellt von Hans Eichinger pdf link

 

 

 Erkenntnisse zur Bauentwicklung der Kirche St. Maurenzen

Leben im Böhmerwald in der Zeit von 1918 bis 1946

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